Eine Vision, die uns alle angeht

„Europa steckt in einer Sinnkrise. Wir fragen uns: Was soll das Ganze, wo wollen wir hin?“

 

Die Europäische Union ist eine Erfolgsgeschichte. Der europäische Einigungsprozess hat aus einem zerrissenen Kontinent eine Insel des Friedens und des Wohlstands geschaffen. So wurden nach dem zweiten Weltkrieg aus einstmals erbitterten Feinden Partner. Später, nach dem Ende des Kalten Krieges, half die gemeinsame Idee von Europa, jene Wunden zu schließen, die der Eiserne Vorhang zwischen West und Ost aufgerissen hatte. Der gemeinsame Binnenmarkt hat Europa wirtschaftlich so eng verbunden wie nie zuvor, während die schrankenlose Reisefreiheit der Schengen-Staaten die Menschen einander näher brachte.

Diese einzigartigen Errungenschaften stehen jedoch spätestens seit 2008 auf dem Prüfstand. Europa, der Fels in der Brandung, schien plötzlich zu wanken. Heute zweifeln die Menschen an der Vision Europa. Das Vertrauen in die europäischen Institutionen sinkt stetig, die Menschen sehen ihre Stimme in Europa nicht mehr vertreten. Europa steckt somit nicht nur in einer wirtschaftlichen Krise, sondern hat auch ein Legitimationsproblem. Das ist ein Grund zur Besorgnis, aber auch eine große Chance, über Europa neu nachzudenken. Michel Marlière, der Gründer von TerraEuropa, will diese Chance nutzen.

"Die Frage ist nicht zu entscheiden zwischen unabhängig bleiben und sich einigen sondern zwischen einig existieren und verschwinden."

Luigi Einaudi